Wie die Corona-Krise und Nächstenliebe in Verbindung stehen sollten

Die Corona Krise. Woran denkst du, wenn du diese Wörter hörst? Quarantäne? Langeweile? Wie reagierst du? Augenrollen? Genervt, weil du dieses Thema nicht mehr hören kannst? Oder hast du Angst? Bekommst du Panik? Erledigst du schnell einen riesigen Großeinkauf, um die Nudeln und das Klopapier für dich zu sichern? Man kann auf eine Situation wie diese ziemlich gegensätzlich reagieren, aber wir müssen uns darüber unterhalten, wie wir uns verhalten, weil ich mit diesem Text der breiten Masse gefährlichen Egoismus vorwerfe.

Die Lungenkrankheit Covid-19 ist zu einer Pandemie geworden, doch zu Beginn sah es noch nicht so gefährlich aus. In Deutschland waren viele davon überzeugt, dass der Virus, welcher aus China kommt, niemals Deutschland erreichen wird, und vor allem die jungen Leute waren fest davon überzeugt, ihnen könne nichts passieren. Doch der Virus kam nach Deutschland, breitete sich aus und plötzlich war die Gefahr nahe. Es gab die ersten Erkrankten und schließlich auch die ersten Toten.

Den jungen Leuten, wie auch mir, wurde erklärt, dass wir uns wahrscheinlich, wenn wir uns anstecken, nur auf einen sanften Verlauf vorbereiten müssten. Gleichzeitig wurden Regeln eingeführt, wie zum Beispiel häufiges Händewaschen und keinen Körperkontakt; und schon hier kamen die ersten Probleme. Wenn ich mich in der Schule umgesehen habe, sah ich, dass sich jeder umarmte und es sowieso nicht möglich war, zu jeder Person zwei Meter Abstand zu halten,- spätestens, wenn wir Unterricht hatten und nebeneinander saßen. Ich selbst kann mich da auch nicht herausnehmen, ich habe auch noch die Leute umarmt und mir gedacht: „Mich trifft es schon nicht,- und selbst wenn, was soll schon passieren…“.

Dabei vergaß ich meine Mutter, meinen Vater und meine Geschwister, welche ich alle hätte anstecken können und welche Kontakt zu so vielen Menschen haben, die wir und sie auch alle hätten anstecken können. Zu der Zeit habe ich mich noch über die Regierung lustig gemacht, die keine Regelung für Menschen hatte, die nicht von anderen (z.B.: Verwandte oder Nachbarn) versorgt werden konnten und dabei mein eigenes Versagen übersehen. Ich habe es getan und eigentlich ein großer Teil der anderen jungen Menschen ebenfalls.

Gleichzeitig fanden in Massen Hamstereinkäufe statt. Menschen kauften tonnenweise die Nudel- und Toilettenpapierregale leer und verfielen geradezu in Panik. Schnell gab es Fotos und Videoaufnahmen aus aller Welt, auf denen sich Menschen um die Waren gerade zu prügeln. Menschen konnten kein Desinfektionsmittel mehr kaufen, deswegen stahlen sie es aus Krankenhäusern.

Als die Schulen endlich geschlossen wurden, trafen sich größere Gruppen an Jugendlichen und feierten Corona- Partys und schufen so Räume mit großer Ansteckungsgefahr.

Wo Panik herrscht, entsteht auch schnell Hass und Feindseligkeit. Menschen mit asiatischen Wurzeln berichteten immer häufiger von Leuten, welche die Straßenseite wechseln, das Zugabteil verließen, in dem sich eine asiatisch aussehende Person befand, und von Beleidigungen.

Bevor ich nach all diesen unangenehmen Geschichten zur Moral komme, die wir daraus ziehen können, möchte ich noch ganz kurz einige wenige Fragen stellen. Wer hat noch nie etwas von Nächstenliebe gehört? Wer von uns hat bitte nicht die moralische Vorstellung gelehrt bekommen, Menschen zu helfen,- vor allem denen, die sie am meisten brauchen? Wir sind alle doch davon überzeugt, den Schwachen und Hilfsbedürftigen zu helfen und sie zu unterstützen. Nächstenliebe ist etwas, was nicht nur Christen betrifft, nein,- es betrifft alle Menschen, besonders in einer Lage wie dieser. Wieso dachten die Schüler nur an sich und vergaßen ihre Eltern, Großeltern und Geschwister zuhause und feierten Corona- Partys und umarmten sich, wieso erledigten manche Leute Hamsterkäufe, kauften Produkte in so großen Mengen, die sie gar nicht benötigten, andere vielleicht aber schon und wieso klauten Leute Desinfektionsmittel aus Krankenhäusern, wo es doch dort am meisten gebraucht wird?

Wenn wir von den Auswirkungen im größeren Sinne reden, versagten so alle. Das Verhalten, welches die Menschen zu diesem Zeitpunkt an den Tag legten, gefährdete das Leben von Tausenden von Menschen, da es so den Zusammenbruch unseres Gesundheitssystems hätte bewirken können.

Was ist mit unserer so heiligen Moral geschehen? Haben wir sie vielleicht einfach irgendwo liegen gelassen? Warum vergessen wir die Menschen in den Flüchtlingslagern, zum Beispiel in Griechenland? Diese Menschen, die auf zu kleinem Raum eingepfercht leben und sich mit viel zu wenig Ressourcen und Hilfe rumschlagen müssen?

Was wir von der Nächstenliebe gerade lernen können, ist, dass ihr bitte auf andere Menschen achtet. Denkt noch einmal nach, was Ihr tut, bevor Ihr eure Freunde umarmt und, bitte, seid nicht egoistisch und denkt, es betrifft euch nicht, denn alles, was ihr tut, hat Auswirkungen auf andere Menschen, auf unsere Gesellschaft – und am allerwichtigsten:

Euer Verhalten kann Menschen töten oder ihr Leben retten.

Text: Dorothea Koinegg