
Der Garten des Atlas
Dieses Mal trieb der Wind sie Richtung Westen, wo Odysseus und seine Leute an einen Starnd gespült wurden. Auf dem Strand stand ein mächtiger Baum mit goldenen Äpfeln. Als Odysseus das sah, warnte er seine Männer und rief: „Männer! Diese goldenen Äpfel sehen verlockend aus, aber sie sind vergiftet.“
Da Odysseus von seinen Abenteuren wusste, dass seine Männer immer auf Verlockungen hereinfielen, verfolgte er sie Tag und Nacht. Doch eines Abends konnte er sich nicht weiterhelfen und schlief ein. Seine Männer nutzten diesen Moment, um so viele goldene Äpfel wie möglich zu pflücken. Da Odysseus immer noch schlief, forderte Euphratites sie auf: „So gönnt euch doch diese goldenen Äpfel, sehen sie nicht lecker aus?“ Zustimmendes Murmeln erfüllte die Höhle, in der sie saßen. Die Männer und Euphratites verschlangen gierig die Äpfel und nach einer Weile fielen allen Leuten die Augen zu. Plötzlich wachte Odysseus auf und fragte sich, wie lange er wohl geschlafen hatte. Da sah er die Apfelreste und die schlafenden Männer. Odysseus überlegte fieberhaft, was er jetzt tun sollte, und betete zu den Göttern. Da plötzlich fiel ihm der rettende Gedanke ein. „Ich muss den Garten des Atlas` finden, aber zuerst sperre ich meine Männer ein“, sagte Odysseus. So geschah es. Odysseus sperrte seine Männer ein und machte sich auf den Weg, um das Heilmittel zu finden.
Grübelnd stand er vor dem verrosteten Tor, als plötzlich ein Ungeheuer vor die Tür sprang. Das Ungeheuer war groß, schuppig und hatte eine zwiegespaltene Zunge. „Oh, nein!“, dachte Odysseus, „eine Riesenschlange!“ Odysseus trat langsam, ganz langsam einen Schritt nach dem anderen zurück. Hilflos überlegte er, wie er an dem Ungeheuer vorbeikommen könnte, als ihm plötzlich, ganz plötzlich die rettende Idee kam.
Er wartete, bis es dunkel wurde, und dann fing er an, mit seinen Händen zu graben. Da es dunkel war, sah die Riesenschlange ihn nicht. So grub er und grub er und am Ende der zweiten Nacht war er fertig. Odysseus war müde und erschöpft und legte sich auf die Erde. So schlief er ein bisschen und als er aufwachte, sah er, dass er in einer Drachenhöhle war. Odysseus stand auf und suchte nach dem goldenen Apfelbaum. Als er sich umdrehte, stand der Baum vor ihm. Schnell pflückte er so viele Äpfel, wie er tragen konnte, und schlüpfte wieder durch den Gang. Als er draußen war, rannte er so schnell er konnte zu seinem Schiff, holte die Männer, die er eingesperrt hatte, heraus und segelte davon.
Text: A. D.
Bild: Quelle: Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Siebenter Band, Dritte Abtheilung: Kriechthiere, Lurche und Fische, Erster Band: Kriechthiere und Lurche. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 321-323.