Kreatives Schreiben

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Die, in der Wand

Und jetzt steht sie wieder vor dieser blöden Wand, die nichts als Ärger macht. Nur Ärger. Mehr nicht. Kaya schaut sie an und Kaya sie, diese Zicke, die immer nur ´rummeckern muss. Kaya fragt sich, was die Olle heute schon wieder will. „Du bist hässlich“, sagt die Olle und Kaya verzieht das Gesicht. „Ich soll hässlich sein? Dabei sieht die dumme Kuh in der Wand doch genauso aus wie ich“, denkt Kaya. „Du bist hässlich“, kommt´s wieder aus der Wand. „Nein, bin ich nicht!“, antwortet Kaya. „Doch!“. „Nein!“. Kaya verzieht wieder das Gesicht und die in der Wand auch. „Deine Haare“, sagt sie. „Was ist damit?“, fragt Kaya. „Sie sind so…“. „Ja, wie?“. „So eben“. „Aha“. „Warum kannst du nicht so Haare haben wie Julia aus der 9e?“. Kaya verschränkt die Arme vor der Brust und die in der Wand tut´s auch und Kaya merkt, wie ihre Augen feucht werden. „Hör auf, die Arme zu verschränken! Man sieht auch so, wie dick du bist!“. „Bin ich wirklich so dick?“, denkt sich Kaya. „Ja, bist du“, sagt die in der Wand. „Ok“, antwortet Kaya und fühlt sich ganz leer. Warum war sie nur so? So eben. Wie sie ist. Warum konnte sie nicht anders sein? Besser sein? Schlanker, hübscher, größer. Warum fühlte sie sich so leer? Lag es an ihren Haaren oder Augen oder ihrer Haut? Das fragte Kaya sich und starrte die in der Wand an und die in der Wand starrte zurück. „Ich will dich nicht mehr sehen müssen!“, sagt Kaya, dreht sich um und läuft aus dem Zimmer.

Text: Anonym (Der Redaktion bekannt)